Du betrachtest gerade Junge Perspektiven 2025 – Charlotte Hatje, Textildesign

Junge Perspektiven 2025 – Charlotte Hatje, Textildesign

Jedes Jahr vergibt der Künstler:innenbund Steinburg zwei Gastmitgliedschaften an junge Kunstschaffende. 2025 ist Charlotte Hatje eine der Stipendiatinnen. Die 22-jährige Hamburgerin studiert an der HAW Hamburg im Masterstudium Textildesign. Von der Natur holt sie sich Inspiration und stellt dann in offener und oft experimenteller Herangehensweise konzentriert ihre zarten textilen Arbeiten her.

Ziel unseres Projektes JUNGE PERSPEKTIVEN ist es, junge Künstler:innen auf ihrem Weg zu fördern – fachlich wie persönlich. Die Mitgliedschaft bietet die Möglichkeit, Teil einer lebendigen Kunst-Community zu werden, sich zu vernetzen und aktiv an Ausstellungen und Projekten teilzunehmen. 2025 gehen unsere Gastmitgliedschaften an Charlotte Hatje und Ivan Schremf aus Hamburg. Charlotte Hatje freut sich für ihre Zeit im Künstler:innenbund Steinburg besonders auf den Austausch mit anderen Kunstschaffenden und die Möglichkeit, gemeinsam auszustellen. Gleichzeitig möchte sie sich in der lokalen Kunstszene engagieren. Darüber freuen wir uns und begrüßen Charlotte Hatje ganz herzlich im Künstler:innenbund Steinburg.

„Lochflechte“; 2021; Acryl auf Tyvek, geschnitten, ca. 75 x 45 cm

Charlotte Hatje

Zu mir und meiner Arbeit

Was am Ende bei meiner Arbeit für ein Werk entstehen wird, weiß ich so gut wie nie, denn Neugier, Experimentieren und Ausprobieren spielen für mich eine große Rolle und sind meine größte Motivation. Einen genauen Plan mache ich mir nicht, lasse mich einfach überraschen, während ich drauflos schneide, reiße, stricke, kratze, klebe, nähe oder was mir sonst gerade in den Sinn kommt. Was passiert , wenn ich das Material das nächste Mal vorher von der anderen Seite bemale? Oder vielleicht sogar beide Seiten? Was wenn beide Seiten ganz unterschiedlich sind? Und wenn ich das dann so schneide, statt so? Das sind beispielhafte Fragen, die mir bei der Arbeit durch den Kopf gehen und mir helfen, nicht nur das derzeitige Werk zu formen, sondern für mich auch Ansatzpunkte für die nächsten Arbeiten darstellen. Zwar habe ich Vorlieben für Weiß, Schwarz, Grautöne, ab und zu Blau und sonst allenfalls sehr zarte Farben, aber abgesehen davon macht die Experimentierfreude vor wenigem Halt. Stoffe und Garne haben mich schon immer begeistert und werden genauso genutzt wie Tyvek, Steinpapier, alte Kleidungsstücke oder was mir sonst Interessantes in die Finger kommt. Bei den Werkzeugen geht es gleich weiter. Wer hat gesagt, dass man zum Schneiden immer eine Schere oder Messer nehmen muss? Da lässt sich doch sicher was anderes finden, etwas, das gleich ganz andere Formen erzeugt. Dieses Experimentieren habe ich zu Beginn meines Textildesign Studiums für mich entdeckt und es zieht sich seitdem durch alle meine Arbeiten.

Eine Vorliebe, die sich in den meisten meiner Arbeiten auch wiederfindet sind organische Formen und Strukturen. Die größte Inspiration und Freude für mich ist es, durch die Natur und manchmal auch einfach nur meine direkte Umgebung zu gehen und genau hinzusehen. Was ist denn das für ein Muster auf den Blättern? Und da, was für Formen bilden die beiden Pflanzen denn dort zusammen? Die Farben von dem Stein da sind ja toll und dazu noch die Reflexionen im Wasser, in dem er liegt! Gucke ich erst einmal genau hin, komme ich aus dem Entdecken gar nicht mehr raus und muss die gefundenen Muster, Strukturen, Formen und Farben fotografisch festhalten. Auch wenn ich sie nie eins zu eins als Vorlage nutze, genau diese Erinnerungen, Fundstücke und Fotos inspirieren und beeinflussen mich dann später in meinen Arbeiten.

„Experiment 8“; 2024; Gummigarn, gestrickt, ca. 50 x 4 cm